Der Tourismus hat die Coronapause gut genutzt und neu nachgedacht. Man möchte und muss sich mehr in Richtung Nachhaltigkeit entwickeln. Und damit ist nicht nur Energiesparen gemeint. Dazu passend hat die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (OeHT) ihre Förderrichtlinien neu aufgesetzt – inklusive Nachhaltigkeitsbonus.
Jeder Betrieb, der einen Förderantrag bei der OeHT stellt, muss jetzt einen Energieausweis vorlegen, der nicht älter ist als drei Jahre. Florian Zellmann, stellvertretender Leiter des Finanzierungs- und Fördermanagements bei der OeHT, erklärt warum: „Um Daten zu sammeln, damit wir erkennen können, in welche Richtung sich der Tourismus beim Thema Nachhaltigkeit tatsächlich entwickelt. Und um das Mindset im Tourismus Richtung Nachhaltigkeit zu festigen. Aufgrund bankenrechtlicher Vorgaben müssen wir auch unser eigenes Portfolio bei der Nachhaltigkeit analysieren. Der Tourismus tut viel und vieles richtig. Wir müssen die Maßnahmen bündeln und strategisch ausrichten.“
„Nachhaltigkeit und Resilienz sind die zentralen Leitgedanken der Tourismuspolitik des Bundes“, sagt Tourismusstaatsekretärin Susanne Kraus-Winkler. „Deshalb setzen wir mit der gewerblichen Tourismusförderung gezielte Impulse in diesen Handlungsfeldern und unterstützen somit Betriebe auf ihrem Weg in eine nachhaltige Tourismuszukunft. Die neuen Förderrichtlinien unterstützen Investitionen in eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Tourismuswirtschaft. Dabei unterstützen sie insbesondere familien- und inhabergeführte Betriebe. Zudem erleichtert sie Betriebsweitergaben und die Bildung von Eigenkapital. Die neu ausgerichtete gewerbliche Tourismusförderung ist somit ein Rundum-Paket, um die Tourismusbranche gestärkt in die Zukunft zu bringen.“
Wir haben bei Florian Zellmann nachgefragt, wie das konkret aussieht. Grundsätzlich gibt es statt zwei jetzt vier Förderrichtlinienprogramme, drei davon unter Berücksichtigung von diversen Nachhaltigkeitskomponenten.
Zunächst gibt es auch wie früher Förderungen im geförderten Kreditbereich für Standardinvestitionen ohne besonderen nachhaltigen Schwerpunkt mit einer Investitionssumme über 500.000 Euro. Sofern das Unternehmen in den Bereich Nachhaltigkeit investiert, hier werden alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit berücksichtigt, kann der geförderte Kredit mit dem sogenannten Nachhaltigkeitsbonus (7 Prozent bzw. max. EUR 350.000) kombiniert werden: Hier handelt es sich um Investitionen, bei denen immer ein explizit nachhaltiger Anteil vorhanden sein muss.
Grundsätzlich fördert die OeHT den Kredit mit 70 Prozent plus 7 Prozent Einmalzuschuss, der „Nachhaltigkeitsbonus“, der nicht zurückgezahlt werden muss.
Der Kredit hat eine Laufzeit von maximal 15 Jahren. Der Zinssatz richtet sich nach dem europäischen Leitzins, dem 3M-Eurobor, der momentan bei rund 3 Prozent liegt. Auf den schlägt die OeHT derzeit 1,9 Prozent auf. Macht einen Zinssatz von 4,9 Prozent. Der Bund schießt nun über die OeHT in den ersten zehn Jahren Laufzeit 2 Prozent dazu, was den effektiven Zinssatz auf 2,9 Prozent senkt.
Wenn man jetzt noch die 7 Prozent Nachhaltigkeitsbonus abzieht, bleiben nur 23 Prozent Finanzierung jenseits der 70 Prozent Förderkredit übrig. Diese 7 Prozent beziehen sich allerdings nur auf die Investitionssumme, die explizit den nachhaltigen Projektteil betreffen. Baut man zum Beispiel eine neue Tiefgarage mit Elektrotankstelle und LED-Leuchten, bezieht sich der Nachhaltigkeitsbonus nur auf die Kosten dieser Ausstattung, nicht generell auf den Bau der Tiefgarage. Investiert man hingegen ausschließlich in die Errichtung von Mitarbeiterunterkünften, so können die gesamten Investitionskosten in vollem Ausmaß zusätzlich zum geförderten Kredit mit einem Nachhaltigkeitsbonus in Höhe von 7 Prozent unterstützt werden. „Der Bund möchte grundsätzlich keine Investitionen mehr fördern, wo es nur um Quantität und nicht um Qualität geht“, erläutert Zellmann. „Keine Hotelneubauten auf der grünen Wiese. Auch ein neuer Parkplatz wird nur noch gefördert, wenn er nur zu 25 Prozent zu einer weiteren Bodenversiegelung beiträgt – egal ob man zusätzlich noch Elektrotanksäulen aufstellt. Die OeHT und der Bund wollen die Tourismusförderung explizit als Steuerungselement einsetzen.“ Um so einen Kredit zu beantragen, kann man das pünktlich zum 75. Geburtstag neu gestaltete Portal der OeHT nutzen und den Antrag dort komplett digital stellen.
In welchen Bereichen haben die österreichischen Tourismusbetriebe in den letzten Jahren hauptsächlich investiert – noch vor Einführung des Nachhaltigkeitsbonus? „Saisonverlängernde Maßnahmen sind sehr wichtig geworden, zum Beispiel im Bereich SPA und Wellness, generell in wetterunabhängige Uraubs- und Indoorangebote. Der Seminar- und Veranstaltungsbereich wird in der Nebensaison immer wichtiger. Generell sehen wir eine Tendenz dahin, sich zeitlich zu spezialisieren: Im Sommer und Winter stellt man sich voll auf den Feriengast ein, im Herbst und Frühjahr auf alternative Gästegruppen.“
Bei der Qualitätsverbesserung sieht Florian Zellmann das Ziel der Flexibilisierung. Es geht nicht mehr darum, noch mehr Zimmer zu bauen, sondern oft eher darum, den Bestand in Zusammenhang mit dem jeweiligen Betriebskonzept zu flexibilisieren: aus einem Zimmer zwei zu machen oder aus zwei Zimmern eines.
Ganz wichtig ist Zellmann das Thema der Betriebsübergabe. Da komme eine Riesenaufgabe auf uns zu. Die Zeiten, als man automatisch davon ausgehen konnte, dass die nachfolgende Generation übernehmen wird, sind endgültig vorbei. Natürlich wird es immer noch Familienbetriebe geben, wo die junge Generation die Nachfolge antritt. Aber diese Prozesse dauern heute jahrelang. „Die junge Generation setzt nicht mehr auf grenzenloses Wachstum, will eher rückbauen, vielleicht eine Verbindung von Landwirtschaft und Tourismus ausbauen, einen neuen USP entwickeln“, beobachtet Zellmann. „Das macht Hoffnung, das braucht der Tourismus. Wir bewegen uns absolut in die richtige Richtung, es dauert halt.“
Auch hier möchte und kann die OeHT mit geförderten Krediten, der Jungunternehmerförderung als nicht rückzahlbarer Einmalzuschuss oder der OeHT-Haftung als Absicherung von aufgenommenem Fremdkapital helfen, damit die junge Generation die Möglichkeit hat, den Betrieb nach ihren Vorstellungen umzugestalten. „Das Problem bei Übergaben ist oftmals mangelndes Eigenkapital und der langjährige Übergabeprozess“, weiß Zellmann.
Immer wichtiger wird in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, dass ein Familienfremder übernimmt. Vielleicht ein Mitarbeiter im Rahmen eines Management-Buyouts. Das können auch junge Leute sein, Ortsansässige vielleicht, die den Betrieb gut kennen. Die eine touristische Ausbildung abgeschlossen haben, also vom Fach sind und hochmotiviert. Denen kann die OeHT finanziell unter die Arme greifen. „Wir wollen ja vor allem die klein- und kleinstrukturierten Betriebe und damit das Fundament des heimischen Tourismus erhalten,“ betont Zellmann. „Wenn dieses mittelständische Rückgrat unserer Tourismuswirtschaft wegbricht, verlieren wir unseren wichtigsten Antriebsmotor. Wenn wir es nicht schaffen, die Betriebsübergabe sicherzustellen, verlieren wir diese Betriebe, dann fehlt uns die Grundlage für den Tourismus.“
Zellmann erwähnt auch noch, dass so eine Institution wie die OeHT mit solchen Förderprogrammen im europaweiten Vergleich einzigartig sei. Das entspreche auch der überragenden Rolle, die der Tourismus in der österreichischen Wertschöpfung spiele. „Der Tourismus hat die auferlegte Corona-Pause gut genutzt und ist gerade dabei, sich neu aufzustellen. Und wir stehen den Betrieben dabei zur Seite.“
Text: Thomas Askan Vierich Fotos: pixabay, OeHT
16. Mai 2023
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