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Urlaub ohne Auto – ein Traum? Oder Alptraum?

Es gibt in Österreich Klima- und Energie-Modellregionen: Da tun sich mindestens zwei Gemeinden zusammen und suchen mit Förderung aus dem Klimafonds des Bundes nach Klimaschutz-Programmen und alternativen Lösungen, vor allem auch bei der Mobilität. Dafür wird eine zuständige Person nominiert: Der KEM-Manager. Wir haben mit zweien gesprochen.

„Das Ziel ist Klimaschutz, also weniger Co2-Ausstoß“, sagt Hermann Florian, KEM-Manager im Lieser- und Maltatal der Nockregion in Kärnten. „Wie das zu erreichen ist, bleibt jeder Region überlassen, da kommt es darauf an, was vor Ort Sinn macht.“ Es werden Dreijahresprogramme aufgelegt und dem Klimafond präsentiert.

So ein Programm muss mindestens zehn Maßnahmen enthalten. Nach eineinhalb Jahren erfolgt ein Audit. Nach drei Jahren können neue Anträge mit einem neuen Budget gestellt werden. 75% der Kosten übernimmt der Bund, 25% die Gemeinden. „Wenn man es richtig macht, fließen diese 25% und mehr durch die gesetzten Maßnahmen und Förderungen dafür zurück an die Gemeinden“, sagt Florian.

E-CAR-SHARING

Vor vier Jahren startete Herman Florian ein E-Car-Sharing-Projekt in fünf Gemeinden. Jede Gemeinde bekam ein Elektroauto, das wurde intensiv beworben. „Das Thema hat sich aber als zweischneidiges Schwert herausgestellt“, sagt Florian. „So etwas ist am Land schwierig umzusetzen, die Bevölkerung ist bei der E-Mobilität noch zurückhaltend.“ Auch das Thema Carsharing sei schwierig, am Land hat fast jeder sein eigenes Auto. Und das Sharing-Auto muss zu Fuß erreichbar sein.

Also hat das Projekt eher zögerlich abgehoben. Sie wollen aber trotzdem dranbleiben. In einer Gemeinde wird das Carsharing aber gut genutzt: Da gibt es einen Campingplatz. Die Camper lassen ihr Wohnmobil gerne für Ausflüge stehen und nutzen das E-Car. Und sind auch bereit dafür Geld auszugeben.

MOBILITÄT FÜR DIE BEVÖLKERUNG

Georg Macheiner ist KEM-Manager im UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau. Dort leben in 15 Gemeinden rund 20.000 Menschen. „Mobilität ist ein ganz entscheidender Bereich für uns“, sagt er. „Österreich hat einen großen Nachholbedarf beim Thema Verkehr. Mit diesem Hebel kann man viel bewirken.“ Hermann Florian ergänzt: „Neue Straßen, auch Umgehungsstraßen, sind manchmal kontraproduktiv, sie können oft noch mehr Verkehr erzeugen.“

Besser sei es Alternativen zum Auto zu schaffen: Im urbanen Raum vom Individualverkehr auf den ÖPNV umsteigen, den Lastenverkehr auf die Schiene bringen. „Aber am Land? Das kann man mit Wien nicht vergleichen. Wir haben eher das Problem: Die Anreise mit dem Zug funktioniert halbwegs, aber wie komme ich weiter in den Lungau oder in die Nockregion? Wie komme ich zum Weiler am Berg?“

Auch der Urlauber möchte mobil vor Ort sein – nicht nur die Einheimischen. „Das können wir ihm ohne Auto momentan noch nicht ausreichend bieten, an Verbesserungen wird aber ständig gearbeitet“, sagt Florian. „Es gibt für unsere ‚Hot-spots‘ Wanderbusse und Skibusse. Busse können auch Fahrräder transportieren. Wenn man die Erwartungen der Urlauber etwas herunterschraubt, funktioniert das schon ganz gut.“

EINE FRAGE DES BEWUSSTSEINS

Beide kommen immer wieder auf das Thema Bewusstseinsbildung zurück. Sowohl bei der eigenen Bevölkerung, wie auch beim Gast. Wie kann man deren Einstellungen ändern? „Über Servicierung und Ehrlichkeit!“, sagt Georg Macheiner. „Mehr Qualität statt Quantität. Was brauche ich wirklich? Wann fahre ich wohin und warum?“ Autofreier Urlaub als Qualitätsmerkmal wäre ganz im Sinn der Klimamananger.

Will das auch die Bevölkerung? Auf das Auto verzichten? Hermann Florian: „Das Thema Auto ist sehr tief verankert am Land, ist ein Zeichen von Autonomie, auch ein Statussymbol. Das haben wir beim Carsharing gesehen. Das ist in Städten ganz anders. „Wir“ wollen dieses Statussymbol nicht hergeben. Unser Job ist hier Bewusstseinsbildung zu betreiben, immer wieder darauf hinzuweisen, dass es noch mehr gibt im Leben, was einen Menschen definiert, als sein Auto.“

Georg Macheiner: „Die Mobilitätsentwicklung ist ein langer Prozess: Das fängt bei Siedlungsstrukturen an und hört bei gelernten Verhaltensmustern wegen diverser Strukturentwicklungen auf. Deswegen tun wir uns alle beim Thema Mobilität auch so schwer. Gleichzeitig macht es das auch so spannend. Weil man da sehr viel mitdenken und verstehen muss.“

VERKEHRSBERUHIGTE ORTSKERNE

Hermann Florian: „Das ist eines unserer Ziele. Aber die Diskussionen dauern an. Die Pro-Stimmen werden jedoch lauter.“ Georg Macheiner ergänzt: „Vekehrsberuhigte Zonen sind bei uns ein Thema, aber je kleiner die Gemeinde ist, desto weniger, was auch auch verständlich ist. Aber auch bei uns will man nicht mehr den Supermarkt auf die grüne Wiese stellen.“ Er hofft, dass das Umdenken rascher vorangeht. Das sei auch eine touristische Frage: Die Aufenthaltsqualität in verkehrsberuhigten Ortskernen sei natürlich ungleich höher.

Hermann Florian treibt als KEM-Manager die E-Mobilität im Lieser- und Maltatal voran

LAST MILE

„Die entscheidende Frage ist die berühmte letzte Meile,“, sagt Florian. „Der öffentliche Verkehr geht durch die Talsohle, erreicht aber nicht die abseits davon liegenden Weiler. Das ist ein Kostenfaktor. Hier müssen Tourismus, Gemeinden, Land und Bevölkerung zusammenarbeiten. Das muss finanziert werden. Und das ist bei uns im Gang – unabhängig von Elektroauto.

Aber das muss irgendwer bezahlen. Das trägt sich kaum von selbst. Sonst kommt man aus dem Teufelskreislauf nicht raus: Man kann beim ÖPNV nicht erst etwas anbieten, wenn die Nachfrage da ist. Umgekehrt funktioniert es: Man muss ein Angebot schaffen, damit die Nachfrage steigt.“ Und dieses Angebot müsse auch nicht gratis sein. Den meisten sei nicht klar, wie teuer ein Auto, das ja eigentlich ein Stehzeug sei, im Unterhalt ist, gerade am Land.

Georg Macheiner: „Der ÖPNV muss flexibel sein, sich an den Bedürfnissen orientieren. Man muss diese Bedürfnisse erheben. Man muss eine Region verstehen, die örtlichen Mobilitästbedürfnisse kennen. Es gibt kein System für alle, die Lebensrealitäten sind nicht gleich.“ Dann könne man zielgerichtet agieren. „Dann braucht es vielleicht gar keine halbstündigen Taktungen, sondern vielleicht einen Bus, der eben um 17:45 Uhr fährt und nicht um 18 Uhr.“

Auch Rufbusse wären eine gute Möglichkeit. In Kärnten gibt es einen öffentlich finanzierten Bahnhofsshuttle für Touristen. Davon hat aber die Bevölkerung nichts. Man muss die Tourismusmobilität mit der allgemeinen Mobilität verknüpfen.

Macheiner: „Im Lungau funktioniert der ÖPNV mit Linienbussen schon sehr gut, aber das gehört gepflegt, man muss Infos zur Verfügung stellen. Wir haben ein 1-Euro-Ticket für Einheimische und eine Lungaucard für Touristen, das wird super angenommen. Das muss man gezielt weiterentwickeln. Das muss noch mehr an die Bedürfnisse angepasst werden. Auch abgelegene Ziele müssen wir erreichbar machen.“

Der KEM-Manager fährt selbst viel Bus und redet mit den Leuten. Auch die Skibusse werden gut angenommen. Die Leute wollen ihr Auto stehen lassen. Im Sommer ist im Lungau Wandern und Biken das große Thema, Bergüberquerungen von einem Tal ins nächste sind sehr beliebt. Das Angebot von E-Bikes zum Leihen übernimmt großteils der Sporthandel. Die Bevölkerung steigt aber für die Alltagsmobilität eher nicht aufs Rad, dazu seien die Strecken teils zu lang, die Topographie zu gebirgig. Im Tourismus sehe das anders aus, ergänzt Florian. Da wachse das Angebot an Leihfahrrädern seit Jahren.

URLAUB OHNE AUTO

Das sei vor allem eine Marketingfrage. Hermann Florian empfiehlt Touristikern sich zusammenzuschließen und ein gemeinsames Programm zu entwickeln: Der Klimaberg Katschberg bemüht sich um Touristen ohne Auto und stellt ihnen Elektroautos zur Verfügung. Der Tourismus muss sich so aufstellen – gemeinsam mit den KEM-Managern. Das könne ein Hotelbetrieb alleine nicht stemmen. Da müssten beide aufeinander zukommen. Die Initiative könnte auch von den Tourismusbetrieben ausgehen.

„Wir sind im Lungau mit allen Akteuren im Austausch“, sagt Macheiner. „Zum Beispiel bei Abstimmungen mit den Skibussen. Auch das Thema Besucherlenkung wird bei uns immer wichtiger.“

Bilder: Pixabay, Hermann Florian (Privat)
Beitrag: Thomas Askan Vierich
10. Januar 2022
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