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Der Nachweis echter Nachhaltigkeit als Chance im Tourismus

Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, die Österreichische Kontrollbank und die Österreichische Hotel- und Tourismusbank haben eine Online-Plattform zur Erhebung von ESG-Kennzahlen im Tourismus präsentiert.

Wie hoch ist der Wasserverbrauch Ihrer Duschen? Wie hoch die Fluktuation unter Ihren Mitarbeitern? Wie viele Lebensmittel werfen sie jeden Tag weg? „Der Tourismus der Zukunft wird nur erfolgreich sein, wenn er auf ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit setzt“, sagt Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler unter Hinweis auf die Tourismusstrategie des Bundes (Plan T – Masterplan für Tourismus). Zugleich betont sie, dass die Tourismusbranche in vielen Regionen bereits Impulsgeberin bei Nachhaltigkeitsinitiativen ist: „Um die Vorreiterrolle, aber auch die Nachhaltigkeitsentwicklungen des Tourismus nach außen sichtbar zu machen, bedarf es verlässlicher Kennzahlen zur Erfolgsmessung. Der OESG Data Hub der Österreichischen Kontrollbank (OeKB) für den Tourismus stellt dafür einen wichtigen Meilenstein dar.“

Die EU-Kommission geht voran

Aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben rund um den Green Deal sind Banken dazu angehalten, bei Kreditentscheidungen immer stärker auch umweltbezogene bzw. soziale Aspekte einfließen zu lassen. Diese Berichtspflicht wird sukzessive auf immer kleinere Betriebe ausgeweitet. Noch sind wir eher in der Liga der Stahlkonzerne – aber das wird sich in wenigen Jahren geändert haben. Damit werden immer mehr Stakeholder von der Beweispflicht im Feld von ESG betroffen sein.

Um die heimischen, doch eher klein strukturierten Betriebe darauf vorzubereiten, hat die OeKB voriges Jahr den „OeKB > ESG Data Hub“ geschaffen. Über diese Online-Plattform können aussagekräftige Erfolgskennzahlen zu ESG-Zielen (Environment, Social, Governance) erhoben und per API-Schnittstellen ausgetauscht werden. Gesammelt werden die Daten mittels branchenspezifischer Fragebögen.

Der Selbsttest

Mit Sommerbeginn 2023 wurde der OeKB > ESG Data Hub um einen tourismusspezifischen Fragebogen erweitert. Dieser wurde von der OeKB gemeinsam mit der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank GmbH (OeHT), der Sektion Tourismus des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft und weiteren Stakeholdern aus der Branche entwickelt. Ausgewählte Kennzahlen wurden außerdem in die gewerbliche Tourismusförderung des Bundes integriert, sodass sie seit April 2023 bei jeder Förderungseinreichung abgefragt werden. Als „Belohnung“ erhalten die Kreditnehmer dann einen 7-prozentigen Barzuschuss („Nachhaltigkeitsbonus“). Für die Zukunft plant die OeHT, die aggregierten ESG-Daten in regelmäßigen Abständen zu veröffentlichen.

Helmut Bernkopf, Initiator der Online-Plattform und OeKB-Vorstandsmitglied, sagt: „Dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem BMAW und der OeHT ist die praxisorientierte Weiterentwicklung des OeKB > ESG Data Hubs gelungen. Künftig bietet er auch dem so bedeutsamen Tourismussektor eine niederschwellige Möglichkeit zur Messung von ESG-Zielen“. Nastassja Cernko, Gruppenleiterin Nachhaltigkeit & Projektprüfung bei der OeKB, unterstreicht: „Der Data Hub unterstützt die Branche dabei, ihre ESG-Kennzahlen strukturiert zu erheben, einen besseren Überblick über die eigene Performance zu gewinnen und darauf aufbauende Maßnahmen zu setzen“.  Bisher hätten bei den Betrieben die Ressourcen dafür gefehlt – also wollte man ihnen ein niederschwelliges Angebot machen und den Aufwand möglichst gering halten, „die Komplexität reduzieren“.

ESG bringt nur Vorteile

Dem stimmt Matthias Matzer, Geschäftsführer der OeHT, zu: „Mit dem neuen ESG-Tourismusfragebogen für KMUs werden wir aussagekräftige Nachhaltigkeitskennzahlen etablieren, die sowohl von der Branche als auch von den Banken mitgetragen werden“. Er ergänzt, dass alle Banken im Risikomanagement mehr Informationen der Kreditnehmer brauchen – vor allem auch im Bereich ESG. Im Bereich Tourismus geht es um die Anzahl der „gastgewerblichen Sitzplätze“, Anzahl der Gästezimmer, Nächtigungen, angemeldete Mitarbeiter, Lehrlinge, Personalzimmer – oder um den Energie- oder Wasserverbrauch. Da werden dann Hoteliers dazu veranlasst, über ihren tatsächlichen Wasserverbrauch nachzudenken. Die Zahlen dafür bekommen sie von ihrem Wasserwerk.

Oder Sie müssen darüber nachdenken, wie hoch die Fluktuation unter ihren Mitarbeitern ist. Wie viele ihrer Lieferanten aus einem Umkreis von 100 Kilometern kommen. Wenn sie diese Fragen überwiegend nicht befriedigend beantworten können, haben sie ein Problem, nein viele: Sie werden künftig noch schwerer Kredite bekommen, schon gar keine geförderten. Sie haben hohe Kosten. Und sie werden im Wettbewerb um zunehmend ESG-sensible Gäste das Nachsehen haben. Das wird sie höchstwahrscheinlich zu einem Umdenken veranlassen, was wiederum ihren Betrieb effizienter machen wird, ihre Gewinne steigen lässt, künftige Investitionen erleichtert und ihr Marketing für neue Zeiten vorbereitet. Deshalb lädt Matthias Matzer alle Betriebe ein, diese Plattform als selbstbefragendes Tool zu nutzen – auch wenn sie gerade keinen Kredit benötigen.

Der OeKB > ESG Data Hub ist hier zu finden. Für Unternehmen ist die Verwendung kostenfrei möglich.

Aggregierte Branchendaten veröffentlicht die OeHT künftig auf ihrer Webseite, sobald eine ausreichend hohe Datenmenge vorhanden ist.

Text: Thomas Askan Vierich
Foto: pixabay
27. September 2023
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