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Müssen wir uns um unseren Wein Sorgen machen?

Weinbau bei sich verändernden klimatischen Bedingungen: Was bedeutet das für den heimischen Wein? Wie kann man darauf reagieren? Muss / kann man bewässern? Muss man auf andere Rebsorten umstellen? Und ergeben sich vielleicht auch neue Chancen? Gespräche mit einem burgenländischen Winzer und dem Geschäftsführer des oberösterreichischen (!) Weinbauvereins. Teil 2 von 2.

Robert Krammer stammt aus Südafrika und leitet die Abteilung Produktion & Weingarten im Weingut Esterhazy, Trausdorf an der Wulka, Burgenland

Thomas Vierich: Was sind die Herausforderungen für euch im Burgenland, wenn ihr euch die Entwicklung des Klimas anschaut und wie reagiert ihr darauf?

Robert Krammer: Da gibt sehr viele Facetten. Es war heuer überhaupt ein sehr herausforderndes Jahr. Wir waren zwei Wochen früher dran wie im Vorjahr und es war ein sehr heißes Jahr. Natürlich ist jedes Jahr anders. Aber es wird generell wärmer. Darauf kann man unterschiedlich reagieren: Wie geht man zum Beispiel mit den Grünarbeiten um? Das muss man im Frühjahr entscheiden.

Also wieviel Blätter man wegnimmt, wegen des Schattens?

Wieviel Laub nimmt man weg? Und wann? Sehr früh, damit sich die Trauben daran gewöhnen? Nimmt man es überhaupt noch weg? Das ist eine Sache. Das hängt von den jeweiligen Lagen ab: Hat man kühlere Lagen, hat man höhere Lagen, die auch kühler sind? Oder wird es im Sommer sehr heiß?

Sind höhere Lagen kühler? Machen da schon 300 Meter einen Unterschied?

Das kann schon einen Unterschied machen. Entscheidend ist auch: Bin ich am Waldrand? Gibt es einen Einfluss von Bäumen, von wo die kalte Luft dann runter kommt? Und dann hängt das auch von den Sorten ab: Hat man spätreifende Sorten, Sorten, die die Säure besser halten? Da experimentieren wir gerade mit Sorten, die für das Burgenland ungewohnt sind. Ungarischen Furmint zum Beispiel. Der reift spät und hält gut die Säure.

Robert Krammer © Weingut Esterhazy

Ist die Säure generell ein Problem, wenn es wärmer wird? Ich vermute, das ist im Leithagebirge noch händelbar. Aber wie sieht es im Flachland, im Seewinkel aus?

Es kommt auf das Reifestadium an und wann ausgetrieben wurde. Man kann zum Beispiel mit dem Zeitpunkt, wann man den Rebschnitt macht, entscheiden, wann die Rebe austreibt, ob sie etwas später austreibt, also auch etwas später reif wird.

Also man ist nicht hilflos im Weingarten?

Auf keinen Fall.

Wie sehen Sie das emotional? Machen Sie sich Sorgen oder kriegen Sie das hin?

Also ich bin in Südafrika aufgewachsen und habe in Südafrika Weinbau studiert. Da sind die klimatischen Verhältnisse noch extremer, viel wärmer. Da habe ich gelernt, was man alles machen kann.

Wird sich die Charakteristik der österreichischen Weine, zum Beispiel des klassischen Grünen Veltliners, verändern? Müssen wir uns darauf einstellen?

Ich glaube nicht, dass das so schnell gehen wird. Und wir arbeiten schon jetzt mit vielen Extremen, von Jahr zu Jahr. Heuer war komplett extrem. Im Vergleich zum Vorjahr.

Schwierige Jahre können ja auch gut für den Wein sein…

Dieses Jahr schon, ja. Die Qualität ist dieses Jahr sehr gut.

Hattet ihr auch Frostschäden?

Bei uns zum Glück nicht.

Aber ihr hattet die Trockenheit. Und habt nicht bewässert?

Nein. Weil das nicht gut für den Wurzelaustrieb ist. Die gehen dann eher oberflächlich in die Breite, statt in die Tiefe. Und da wollen wir sie haben. Wir setzen auf Terroir, auf Herkunft, auf die Böden. Wir wollen wirklich das widerspiegeln, was in den Böden drin ist. Und wir hatten eigentlich genug Regen im Frühjahr. Und im Leithagebirge hat es auch später ab und zu mal geregnet. Dort haben wir keinen Trockenstress gehabt.

Aber wenn jetzt ein Winzer Trockenstress hat und es drei trockene Jahre hintereinander gibt: Irgendwann muss er doch bewässern, oder?

Oder man setzt auf andere Reben, PiWis zum Beispiel. Darauf setzen mittlerweile viele kleine Startup-Winzer. Die schauen darauf eher naturgemäß zu arbeiten, ohne Bewässerung. Aber es gibt natürlich viele Regionen, da muss man einfach bewässern.

Da geht es ja auch um den Wasserverbrauch. Ich habe gehört, ein amerikanischer Winzer verbraucht 6000 Liter im Vergleich zu einem hiesigen Winzer mit elf Litern.

Es kommt auch darauf an, wie man bewässert. Tröpfchenbewässerung ist sehr sparsam, aber auch teuer in der Investition. Und ob man das Wasser zurück in den natürlichen Kreislauf gibt wie zum Beispiel im Seewinkel, wo man es aus dem See holt und keine künstlichen Stauseen anlegt. Aber grundsätzlich laugt Bewässern auch den Boden aus.

Wie sieht es mit dem Alkohol aus: Werden wir künftig immer stärkere Weine haben? Weißweine mit 14 Volumenprozent?

Ich sage immer, es kommt auf den Jahrgang an! Heuer war es natürlich sehr, sehr schwierig, den Alkohol niedrig zu halten, die Balance zu finden zwischen physiologischer Reife und Zuckerreife.

Und wenn man zu früh erntet, dann verliert man Aromen.

Wenn man die physiologische Reife nicht hat, kann man natürlich Aromen und Charakter verlieren. Und wenn man zu spät lest, wird der Zucker zu hoch, dann hat man nur den Alkohol. Das ist auch wieder nicht gut. Also man muss da eine Balance finden. Und in den entscheidenden Wochen täglich messen und kosten. Und wenn es dann doch regnet, kann man nicht lesen. Die Trauben nehmen dann zu viel Wasser auf. Und wenn die Böden nass sind, kommt man nicht in die Weinberge rein, weil alles matschig ist.

Was macht man dann?

Warten. Und hoffen.

Text: Thomas Askan Vierich
Bild: Weingut Esterhazy
20. Dezember 2024
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